Haarausfall bei Chemotherapie – eine normale Erscheinung
Zur Behandlung von Krebserkrankungen wird in zahlreichen Fällen eine Chemotherapie angewendet. Viele Menschen befürchten den Haarausfall durch Chemotherapie. Er ist häufig unvermeidbar, doch in den meisten Fällen wachsen die Haare wieder nach. Seit einiger Zeit wird daran gearbeitet, den Haarverlust durch Chemotherapie mit einer Kühlung der Kopfhaut zu vermeiden. Dabei wurden bereits gute Erfolge verzeichnet.
Warum es zum Haarausfall durch Chemotherapie kommt
Eine Chemotherapie ist sehr aggressiv und hat starke Nebenwirkungen, die von vielen Patienten gefürchtet werden. Eine der häufigsten Nebenwirkungen ist der Haarverlust. Zur Behandlung von Krebserkrankungen verhindert die Chemotherapie die Teilung der Krebszellen. Als unangenehme Nebenwirkung, die stark am Selbstbewusstsein der Patienten kratzen kann, wird auch die Zellteilung der Haarzellen und damit das Haarwachstum verhindert. Die sich schnell teilenden Zellen in den Haarwurzeln werden durch die Chemotherapie angegriffen. In der Folge brechen die Haare kurz über der Haut oder direkt in der Haut ab. Das heißt, dass die Haarwurzeln noch nicht zerstört sind und wieder neue Haare bilden können.
Die Haare eines Menschen unterliegen einem Wachstumszyklus, der sich in die Wachstumsphase, die Übergangsphase und die Ruhephase gliedert. Bei einem gesunden Menschen befinden sich mehr als 80 Prozent der Haare in der Wachstumsphase, die sich über zwei bis sechs Jahre erstreckt. Nach der Wachstumsphase kommt die Übergangsphase, die etwa zwei Wochen andauert und in der sich nur wenige Haare befinden.
Die Haarwurzeln werden nicht mehr mit Nährstoffen versorgt. Sie treten in die Ruhephase ein, die zwei bis vier Monate dauert und in der sich bei gesunden Menschen oft nicht mehr als zehn Prozent der Haare befinden. Bei einem Haarausfall durch Chemotherapie treten die Haarwurzeln vorzeitig in die Ruhephase ein und fallen aus. Haarwurzeln, die sich bereits in der Ruhephase befinden, sind nicht vom Haarverlust durch Chemotherapie betroffen. Zytostatika zur Behandlung von Krebserkrankungen, aber auch andere Chemotherapeutika wie Tamoxifen zur Behandlung von Brustkrebs können zu Haarausfall führen.
Wahrscheinlichkeit eines Haarausfalls bei einer Chemotherapie
Nicht immer muss es bei einer Chemotherapie zu einem Haarausfall kommen. Wie wahrscheinlich ein Haarverlust ist, hängt vom Chemotherapeutikum, von dessen Dosierung und von der Dauer der Chemotherapie ab. Es spielt auch eine Rolle, ob das Chemotherapeutikum als Infusion oder in Tablettenform verabreicht wird. Verschiedene Chemotherapeutika führen fast immer zu Haarausfall, während andere Medikamente eher selten einen Haarausfall verursachen.
Wie sich der Haarverlust bei einer Chemotherapie bemerkbar macht
Die Haare fallen nicht sofort zu Beginn der Chemotherapie aus. Der Haarverlust setzt ein bis drei Wochen nach dem Beginn der Behandlung ein. Die Kopfhaare fallen zuerst aus. Innerhalb weniger Tage kann sich der Haarausfall rasant vollziehen, sodass es zum kompletten Verlust der Kopfhaare kommt.
Es handelt sich dabei um eine Form des diffusen Haarausfalls. Meistens fallen die Haare büschelweise aus. Die Kopfhaut ist bei vielen Patienten vor dem Haarausfall schmerzempfindlich. Bei Berührung können Schmerzen auftreten. Brechen die Haare kurz über der Kopfhaut ab, kann es zu Juckreiz kommen. Nicht nur die Kopfhaare, sondern auch die Körperhaare sowie die Augenbrauen, die Wimpern und die Barthaare fallen aus. Im Ergebnis sind die Patienten oft komplett ohne Haare.
Fallen Ihnen die Haare aufgrund einer Chemotherapie aus, kann das zwar ein schwerwiegendes kosmetisches Problem darstellen, doch müssen Sie deshalb keinen Arzt konsultieren. Da ein Haarausfall durch Chemotherapie normal ist, muss keine Untersuchung der Kopfhaut erfolgen. Sie sollten jedoch einen Arzt konsultieren, wenn die Haare nach der Chemotherapie nicht mehr nachwachsen.
Grund zur Hoffnung: Die Haare wachsen wieder nach
Sind Sie vom Verlust der Haare bei einer Chemotherapie betroffen, mag das eine große psychische Belastung darstellen. Allerdings ist das kein Grund zum Verzweifeln. In den meisten Fällen wachsen die Haare wenige Wochen nach dem Ende der Chemotherapie wieder nach. Sie sollten sich jedoch nicht wundern, wenn die Haare in einer anderen Qualität als zuvor nachwachsen:
- helleres oder dunkleres Haar als zuvor
- lockiges Haar, wenn Sie zuvor glattes Haar hatten, oder umgekehrt
- dickeres oder dünneres Haar als zuvor.
Häufig ist die Veränderung nur vorübergehend, sodass Sie damit rechnen können, dass die Haare nach einiger Zeit in der gewohnten Qualität wachsen.
Sie sollten einen Arzt konsultieren, wenn die Haare nicht wieder nachwachsen. Der Arzt untersucht die Kopfhaut und kann feststellen, ob die Haarfollikel nach dem Haarausfall durch Chemotherapie noch intakt sind. In diesem Fall müssen die Haarfollikel nur stimuliert werden, um wieder neue Haare zu bilden. Das kann mit einer Mesohairtherapie, einer Eigenblut-Therapie oder einer Sauerstofftherapie erfolgen. Es ist nicht wissenschaftlich erwiesen, ob das Haarwuchsmittel Minoxidil den Haarwuchs nach der Chemotherapie fördern kann. Minoxidil kann zu Rötungen und Juckreiz der Kopfhaut sowie zu Schuppenbildung führen.
Haarverlust mit Kopfhautkühlung vorbeugen
Gute Erfolge zur Vorbeugung von Haarverlust wurden mit der Kopfhautkühlung erzielt. Vor, während und nach der Chemotherapie wird die Kopfhaut jeweils für einen Zeitraum von ca. 30 Minuten mit einer Kühlhaube auf weniger als 19 Grad heruntergekühlt. Dafür wird eine Haube mit Kühlgel oder mit einem sensorkontrollierten Kühlmitteldurchlauf verwendet. Für eine effektive Vorbeugung von Haarverlust durch Chemotherapie muss die Haube möglichst an die Kopfform des Patienten angepasst werden. Bei 50 bis 75 Prozent der Patienten fällt der Haarausfall für Außenstehende nicht auf oder er fällt für den Patienten kaum ins Gewicht. Wie erfolgreich die Behandlung mit der Kühlhaube tatsächlich ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Haar- und Haarwurzeldichte des Patienten
- Alter des Patienten
- Begleiterkrankungen.
Selbst wenn es trotz Kopfhautkühlung zu einem totalen Haarausfall durch Chemotherapie kommt, kann die Kühlhaube nützlich sein. Die Haare wachsen bei Patienten, die mit der Kopfhautkühlung behandelt wurden, schneller wieder nach. Steht bei Ihnen eine Chemotherapie an, sollten Sie fragen, ob die Kopfhautkühlung bei Ihnen möglich und sinnvoll ist.
Was Sie bereits vor der Chemotherapie tun können
Um das büschelweise Ausfallen der Haare in Folge einer Chemotherapie zu vermeiden, rasieren sich viele Patienten bereits vor dem Beginn der Behandlung die Haare ab. Sie tragen Mützen oder Basecaps, um den Kopf vor Kälte und vor intensiver Sonneneinstrahlung zu schützen, aber auch, um den kahlen Kopf zu verbergen. Für Frauen und für Männer werden Perücken angeboten. Entscheiden Sie sich für eine Perücke, können Sie einen Zuschuss von der Krankenkasse erhalten.
Fazit: Verlust der Haare bei einer Chemotherapie meistens nur vorübergehend
Ein Haarverlust durch Chemotherapie ist eine unangenehme Nebenwirkung, doch wachsen die Haare in den meisten Fällen wieder nach. Sollten die Haare nicht nachwachsen, sollten Sie einen Hautarzt konsultieren. Der Haarausfall durch Chemotherapie hängt von der Art und der Intensität der Chemotherapie ab. Mit einer Kopfhautkühlung kann einem Haarausfall entgegengewirkt werden. Die Haare können nach der Kopfhautkühlung schneller wieder nachwachsen.
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