Arten von Haarausfall

Arten von Haarausfall

Haarverlust, Haarschwund, Effluvium, Alopezie – Haarausfall hat viele Namen. Doch das Ergebnis ist im Endeffekt eigentlich immer das gleiche: Die Haare fallen aus und zwar über Gebühr viele. So unterschiedlich wie die Namen sind auch die Arten von Haarausfall.

Es gibt beispielsweise den kreisrunden Haarausfall, den diffusen Haarausfall, vernarbenden Haarausfall, Traktionsalopezie und natürlich den erblich bedingten Haarausfall, die am häufigsten vorkommende Form von Haarverlust. Doch warum fallen Haare eigentlich aus und wie unterscheiden sich die einzelnen Arten von Haarausfall?

Warum fallen Haare eigentlich aus?

Der tägliche Verlust von Haaren ist im Grunde genommen erst einmal ein völlig normaler körperlicher Vorgang. Jeder Mensch, egal ob Frau oder Mann, verliert jeden Tag eine gewisse Anzahl an Haaren normalerweise sind es etwa 100 Stück.

Alle Haare unseres Körpers durchlaufen drei Wachstumszyklen:

  • Die Wachstums- beziehungsweise Anagenphase
  • Die Übergangs- beziehungsweise Katagenphase
  • Die Ruhe- beziehungsweise Telegenphase

Hat ein Haar die letzte Phase komplett durchlaufen, stirbt es ab und fällt aus. Die Wachstumsphase selbst dauert je nach Haartyp etwa zwei bis sechs Jahre. Die Übergangsphase wiederum ist die kürzeste Phase und dauert etwa zwei Wochen. In dieser Katagenphase wird das Haar nicht mehr mit Nährstoffen vom Körper versorgt. Die letzte Phase – also die Ruhephase dauert wiederum zwei bis vier Monate.

Arten von Haarausfall – erblich bedingter Haarausfall/kreisrunder Haarausfall

Die androgenetische Alopezie, so der medizinische Name des erblich bedingten Haarausfalls, ist die häufigste Form von Haarverlust, unter der sowohl Frauen als auch Männer leiden können. Die Ursache von AGA ist bei beiden Geschlechtern die gleiche, nämlich eine Überempfindlichkeit der Haarfollikel auf Dihydrotestosteron, ein Androgen das wiederum aus Testosteron gebildet wird.

Bei dem erblich bedingten Haarausfall verkürzt sich die Anagenphase der Haare enorm. Zunächst wachsen die Haare nur noch spärlich nach, bis der Haarwuchs irgendwann ganz ausbleibt.

Bei Männern können erste Anzeichen der androgenetischen Alopezie bereits im Teenageralter auftreten, eben dann wenn die „Hormone einschießen“. Ein erstes untrügliches Anzeichen für den erblich bedingten Haarausfall sind die Geheimratsecken. Im weiteren Verlauf dünnt sich das Haar am Hinterkopf immer weiter aus – eine Tonsur entsteht. Später verbinden sich Geheimratsecken und Tonsur und eine Glatze bildet sich aus.

Bei Frauen beginnt der erblich bedingte Haarausfall meist sehr viel später, nämlich dann, wenn die Wechseljahre einsetzen. In dieser Zeit gewinnt nämlich das Hormon Testosteron die Oberhand. Die androgenetische Alopezie äußert sich bei Frauen dadurch, dass zunächst der Scheitel immer breiter wird. Irgendwann entstehen kahle Stellen. Ein kompletter Haarverlust ist bei ihnen allerdings eher selten. Rein statistisch gesehen ist der erblich bedingte Haarausfall mit 95% die häufigste Art von Haarverlust.

Das einzige Mittel, das dauerhaft und nachhaltig bei der androgenetischen Alopezie hilft, ist eine Eigenhaarverpflanzung. Das Spenderareal befindet sich im so genannten Haarkranzbereich. Die Besonderheit an den Haaren die dort wachsen: Sie sind relativ unempfindlich gegen das Androgen DHT.

Sozusagen auf Rang Zwei rangiert der kreisrunde Haarausfall – Alopecia Areata.

Insgesamt gibt es vier Formen

  • Alopecia Ophiasis – hier fallen die Haare kranzartig im Nackenbereich, beziehungsweise an den Ohren aus
  • Alopecia Areata – die Haare fallen komplett über den Kopf verteilt aus. Zurück bleiben kreisrunde Stellen. Von dieser Art des Haarverlustes können auch der Bart und die Augenbrauen betroffen sein.
  • Alopecia Totalis – die Haare fallen komplett aus, ebenso die Augenbrauen
  • Alopecia Universalis – die komplette Körperbehaarung fällt aus

Die genaue Ursache des kreisrunden Haarausfalls ist bis heute nicht abschließend erforscht.

Bei dieser Erkrankung erkennt das eigene Immunsystem die Haarfollikel als Fremdkörper und fängt an, diese an zu attackieren. Deswegen beginnen diese, sich zu entzünden und die Haare fallen aus. Da bis heute die Ursache nicht bekannt ist beschränkt sich die Therapie lediglich darauf, die Symptome zu lindern. In manchen Fällen verschwindet die Alopecia Areata genauso spontan wieder wie sie aufgetreten ist.

Eine Haartransplantation ist bei Alopecia Areata nicht immer die Lösung. Gerade bei der Alopecia Totalis und bei der Alopecia Universalis besteht die Gefahr, dass die verpflanzten Haarfollikel sofort wieder vom Immunsystem attackiert werden. Um das Haarwachstum wieder zu stimulieren, kann der Betroffene eventuell auch eine PRP-Behandlung mit Eigenblut in Betracht ziehen.

Arten von Haaraufall – Traktionsalopezie und Trichotillomanie

Bei der Trichotillomanie handelt es sich um eine psychische Erkrankung. Die Betroffenen haben den Zwang, sich die eigenen Haare auszureißen. Meist sind es Kopfhaare, die ausgerissen werden. Es können aber auch alle anderen behaarten Körperstellen davon betroffen sein. Die Trichotillomanie zählt zu Zwangs- beziehungsweise Impulskontrollstörungen, wobei die Betroffenen aber keine erhöhte Schmerzunempfindlichkeit haben. Lediglich das Ausreißen der Haare wird nicht als schmerzhaft – häufig sogar als angenehm empfunden.

Menschen, die unter dieser Zwangsstörung leiden, gehören in professionelle Hände eines Psychotherapeuten. Eine andere Form ist die Trichotemnomanie. Bei dieser Erkrankung schneiden sich die Betroffenen die Haare ab und behaupten unter Haarausfall zu leiden. Bei beiden Erkrankungen gibt es verschiedene Behandlungsansätze, je nachdem, wie heftig die Ausprägung ist.

Die Traktionsalopezie wiederum ist das Ergebnis von zu fest gebunden Pferdeschwänzen, Zöpfen oder auch Dutts. Auch zu schwere Extensions- oder Kunsthaare (zum Beispiel Rastazöpfe) können die Ursache für das Phänomen sein, dass die eigenen Haare gleich samt der Wurzel aus der Kopfhaut gezogen werden.

Es kommt hier auch vor, dass die Haare dann nicht mehr nachwachsen. Eine Haartransplantation kann dann durchaus Abhilfe schaffen.

Vernarbender Haarausfall – Alopecia Mucinosa und Folliculitis Decalvans

Es gibt weitere Erkrankungen, die neben Alopecia Universalis und Alopecia Totalis zu einem irreversiblen Haarverlust führen können. Zwei davon sind Alopecia Mucinosa und Folliculitis Decalvans, die beide zu den vernarbenden Alopezien gehören. Bei der Alopecia Mucinosa, die umgangssprachlich auch Reibeisenhaut genannt wird, verhärten sich die Haarfollikel durch Muzin. Dieser Schleimstoff wird von Hautdrüsen abgesondert.

Was diese Verhärtung genau verursacht, ist bis heute nicht abschließend von der Medizin geklärt. Neben dem starken Juckreiz ist der Haarverlust an den betroffenen Hautstellen ein weiteres Symptom dieser Erkrankung. Die kahlen Hautstellen, die zurückbleiben, vernarben anschließend.

Da die Ursachen der Krankheit bis heute unbekannt sind beschränkt sich die Therapie lediglich auf die Behandlung der Symptome. Eine Haartransplantation ist bei dieser Erkrankung nicht möglich. Von der Alopecia Mucinosa kann die Kopfhaut befallen werden, aber auch der Oberkörper und das Gesicht.

Eine weitere Form des vernarbenden Haarausfalls ist die Folliculitis Decalvans. Bei dieser Erkrankung reagieren die Haarwurzeln, beziehungsweise die Follikel, in denen diese sitzen, überempfindlich auf Staphylokokken. Kleine Knötchen und Verdickungen auf den betroffenen Hautstellen sind erste Symptome dieser äußerst seltenen Erkrankung. Im weiteren Verlauf entzünden sich die Haarfollikel, was wiederum zur Folge hat, dass die Haare ausfallen.

Zurück bleiben kahle Hautstellen, deren Ränder beginnen zu vernarben. Eine weitere Begleiterscheinung der Folliculitis Decalvans ist, dass sich in an den Rändern sogenannte Büschel- oder Pinselhaare bilden können. Diese müssen unbedingt operativ entfernt werden, da sie eine Eintrittspforte für weitere Staphylokokken sein können. Ebenso wie bei der Alopecia Mucinosa sind auch bei Folliculitis Decalvans die Ursachen der Erkrankung bis heute nicht abschließend geklärt.

Grundsätzlich ist eine Haartransplantation bei dieser Erkrankung möglich. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass die Krankheit komplett ausgeheilt ist.  Das kann unter Umständen Jahre dauern, da die Folliculitis Decalvans schubweise auftritt. Eine Alternative kann eventuell eine Haarpigmentierung sein, um die kahlen Stellen zumindest optisch zu kaschieren.

Diffuser Haarausfalll

Beim diffusen Haarausfall fallen die Haare gleichmäßig verteilt über den Kopf aus. Das kann sogar soweit gehen, dass die Haare sich so ausdünnen, bis die Kopfhaut durchscheint.

Der diffuse Haarausfall kann die verschiedensten Ursachen haben. Körperlich kann der Haarausfall beispielsweise mit einer Schilddrüsenüber- beziehungsweise -Unterfunktion zusammenhängen. Aber auch eine Mangelernährung oder einseitige Ernährung kann zu diffusem Haarausfall führen.

Auch  gewisse Medikamente können als Nebenwirkung diffusen Haarausfall haben. Ebenso kann diese Form von Haarverlust in der Schwangerschaft vorkommen, aufgrund der Hormonumstellung. Ist das Kind dann auf der Welt, reguliert sich der Haarwuchs in der Regel von alleine wieder.

Auch der Haarverlust aufgrund einer Chemo-/Strahlentherapie zählt zum diffusen Haarausfall. Dann wird er aber meist Effluvium, also gesteigerter Haarausfall, genannt. Ist die Ursache des diffusen Haarausfalls/des Effluviums beseitigt, wachsen normalerweise auch die Haare wieder nach. Tun sie das allerdings nicht, ist eine Haartransplantation durchaus möglich.

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